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Videodokumentation des ersten Sound In Motion Workshops

Einführung

Einrichtung des ODD Ball-Sensors
Klangsteuerung durch Bewegung mit ODD Ball
Erkundung von Körperbewegung in der Gruppe unter Anleitung von Christine Bonansea
Studierende erforschen verkörperte Vocalisations.
Teilnehmende beim Experimentieren mit Bewegung
Erkundung der Bewegung bei Interaktiven Klangsystemen

Projekte

Studierende setzen eigene Ideen mit Kamera-Tracking um.
Klänge werden mit Objekten und Kontaktmikrofon erzeugt und im performativen Setting getestet.
Studierende stellt ihr Projekt in Touchdesigner vor.
Studierende steuert ein Klangsystem über Kameratracking.
Gesten werden in Echtzeit in visuelle und auditive Parameter übersetzt.
Klangexperimente mit Geige und Kontaktmikrofon

Sound in Motion – Building Interactive
Sound Performances

Wann

31. März – 3. April 2025 / 15. – 18. September 2025

Wo

HZT/Uferstudios, Uferstraße 23, 13357 Berlin / Bundesallee 1–12, 10719 Berlin, Raum 340

Format

jeweils 4-tägiger Workshop

Studierende / Studiengänge

Transdisziplinär offen, insbesondere für Teilnehmer:innen aus Performance, Bühnenbild, Klangkunst, Medienkunst, Sound Studies, Darstellender und Bildender Kunst

Beteiligung InKüLe

Konzeption, Organisation, technische Infrastruktur, didaktische Struktur, Betreuung, Dokumentation

Durchführung

Marcello Lussana, Anastasia Putsykina, Tristan Wheeler und Gastkünstlerin Christine Bonansea

Text

Sabine Huschka, Marcello Lussana, Anastasia Putsykina

Verkörperung von Klang durch Bewegung

Ein Workshop zwischen Bewegung, Körperpraxis und Klang: Sound in Motion erkundete das Zusammenspiel von Klang und Bewegung mit dem Ziel, Studierende im Rahmen künstlerischer Experimente an Technologien heranzuführen, die körperliche Bewegung in Klang übersetzen.  Ausgehend von der Frage, wie technologische Werkzeuge genutzt werden können, um körperlich-performative Ausdrucksweisen in Klang zu überführen, strukturierten den Workshop folgende Fragen:

  • Wie lässt sich der Einsatz von Technologie künstlerisch gestalten?
  • Wie kann durch Technik und Körperpraxis ein sensibler Umgang mit dem eigenen Körper entstehen?

Der Workshop adressierte die Schnittstelle zwischen Tanz/Performance und Sound Art. Vermittelt wurden Werkzeuge, mit denen die Studierenden ihr künstlerisches Vokabular durch technologische Mittel erweitern können jenseits eines rein funktionalen Einsatzes der Techniken.  

In Kooperation mit dem HZT Berlin (Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz) realisiert, konnte der erste Durchlauf des Workshops durch die Gastchoreografin Christine Bonansea begleitet werden, deren langjährige Expertise in Bewegungswahrnehmung und interaktiven Technologien eine engagierte und motivierende Lernatmosphäre schuf. Im September 2025 wurde der Workshop von den mediendidaktischen Mitarbeiter:innen von InKüLe erneut für eine transdiszipinläre Gruppe von UdK-Studierenden angeboten.  

Workshopstruktur

Der Tag der ersten Workshopphase begann mit einer Einführung in zentrale Technologien und künstlerische Positionen zu Klang und Bewegung, begleitet von einem Überblick über mögliche Sensorik- und Softwarekombinationen. Marcello Lussana hielt einen Vortrag über interaktive Musiksysteme, in dem er einen Überblick über deren historische Entwicklung, die technologischen Grundlagen und die künstlerischen Anwendungsbereiche gab. Es wurden Setups und Beispiele des Oddballs und des Smartphones vermittelt. Ein gemeinsames Miro-Board diente als Materialsammlung.

Lehrende Marcello Lussana und Tristan Wheeler bei der technischen Einführung

Anschließend vertieften die Teilnehmenden die Erprobung der Setups mit Kamera-Tracking und Kontaktmikrofon, ergänzt durch eine künstlerische Einführung von Christine Bonansea mit Fokus auf die körperlich-sensorische Dimension der Klanginteraktion. In Übungen zu räumlichem Bewusstsein, rollenbasierter Improvisation und instant composition erforschten die Teilnehmenden Performance als dynamische Interaktion zwischen Körper, Klang und Umgebung, wobei das Studio selbst zu einem aktiven Kollaborateur wurde.

Lehrende Christine Bonansea demonstriert Bewegungsgesteuerte Klanginteraktion

Aufbauend leitete Anastasia Putsykina im zweiten Workshop eine performative Session mit Fokus auf verkörperten Ausdruck. Die Studierenden erkundeten die Bewegung als Werkzeug kreativen Erlebens durch Körperaktivierungen, Atem- und Stimmübungen sowie gemeinsame Improvisationen. In der anschließenden Reflexion anhand der Leitfragen „Research Topics“ entwickelten sie daraus erste eigene Ansätze für performative Klangarbeiten.

Lehrende Anastasia Putsykina leitet Bewegungssession zur Erkundung kreativen Ausdrucks.

Während der Projektarbeitsphase setzten sich die Studierenden mit der Erkundung von Wahrnehmung, Reaktion und Handlung innerhalb auditiver Rückkopplungssysteme auseinander und übertrugen diese Erkenntnisse in eigene, individuell oder kollaborativ entwickelte Projekte.

Den Abschluss bildete eine interne Präsentation, bei der die Studierenden ihre künstlerischen Forschungsprozesse und Klang-Interaktionen in der Gruppe vorstellen und kollektives Feedback erhielten.

Einblicke in Projekte der Studierenden

Eine Zweiergruppe entwickelte ein hybrides interaktives Klangsystem, das Kontaktmikrofone und Smartphones kombinierte. Die Kontaktmikrofone wurden auf dem Boden positioniert und erfassten die Berührung und Reibung einer Performerin mit der Oberfläche. Zugleich trug sie Smartphones in Taschen an Arm und Bein, über deren Bewegungssensoren sie zusätzlich Klangparameter steuern konnte. So entstand eine organisch wirkende, vielschichtige Interaktion zwischen Körper, Raum und Klang.

Ein weiteres Projekt widmete sich der audiovisuellen Choreografie mit TouchDesigner, um körperliche Gesten visuell zu erweitern. Eine Studierende steuerte mit der Bewegung ihrer Arme sowohl die Klangparameter als auch einige visuelle Elemente, die auf die Wand projiziert wurden.

Darüber hinaus entwickelte eine andere Studierende eine kurze Performance mit dem ODD Ball. Die verschiedenen von diesem Gerät erkannten Gesten wurden mit der Klangerzeugung und -steuerung verknüpft. Die sanften Bewegungen in Kombination mit einigen zarten Klängen bildeten einen überzeugenden Ausgangspunkt für eine artikulierte Performance.

Techniken, Setups, Materialien

Die verwendeten Tools bildeten eine modulare Infrastruktur für interaktive Klanggestaltung:

  • Odd Balls: Bewegungs- und Gestenerkennungssensoren, die MIDI-Daten generieren
  • Smartphone Accelerometer: OSC-Daten via Smartphone-App ZigSim (iOS) oder Sensor2OSC (Android)
  • Videokamera + TouchDesigner: Videotracking mit granularer Synthese und Audioausgabe
  • Kontaktmikros + Envelope-Follower: Kontaktmikro-Signale als Steuerungssignale
  • Ableton Live, Max for Live, SuperCollider: Als klangverarbeitende Umgebungen

Die Setups wurden in unterschiedlichen Software- und Hardwarekombinationen getestet und den Teilnehmer:innen je nach verfügbarer Infrastruktur zur Verfügung gestellt.

Künstlerische Reflexion, Lernräume und Didaktik

Um den Übergang von den technischen Übungen hin zu eigenen künstlerischen Ansätzen zu unterstützen, führte Anastasia Putsykina das Reflexionsformat „Research Topics“ ein. Über gezielte Leitfragen wie „Wie reagiert der Körper auf verschiedene Klanggeräte?“, „Wie lässt sich Bewegung als Kommunikationsform verstehen?“ oder „Können Klanggeräte als Erweiterung des Körpers fungieren, etwa wie eine Antenne?“ strukturierten die Teilnehmenden ihre bisherigen Erfahrungen und hielten ihre Beobachtungen in Texten oder Skizzen fest. Diese methodische Rahmung förderte eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Körperwahrnehmung, den genutzten Klangsystemen und den sich daraus ergebenden Ausdrucksformen.

Die Ergebnisse wurden auf einem gemeinsamen Miro-Board gesammelt und in Gruppengesprächen weiterentwickelt. Dieses digitale Arbeitsumfeld fungierte zugleich als Reflexions- und Dokumentationsplattform: Es verband technische Hilfestellungen, künstlerische Notizen und individuelle Beobachtungen. Hier entstanden Verbindungen zwischen technischen Experimenten, somatischer Erfahrung und konzeptueller Präzisierung. Ergänzende Materialien – etwa Set-up-Anleitungen, Klangbeispiele und eine Präsentation zur Geschichte von Bewegung und Klang – ermöglichten eine eigenständige Vertiefung.

In den Diskussionen zeigte sich eine starke persönliche Dimension. Eine Teilnehmerin brachte dies auf den Punkt:

Die Gesten und Klänge, die wir mit Klanggeräten erzeugen, spiegeln unsere Persönlichkeit wider – sie drücken Emotionen, Stil und Charakter aus.

Diese Perspektive verdeutlichte, wie eng Gestik, klangliche Identität und emotionaler Ausdruck miteinander verflochten sind. Bewegungen wie Drehen, Schleudern oder Schütteln wurden nicht nur als Datenquelle, sondern als Teil einer individuellen Klangsprache erfahrbar.

Didaktisch zeigte sich, dass Offenheit, sinnliche Erfahrung und kollektive Aneignung technischer Tools entscheidend für das Lernen waren. Besonders wirksam erwiesen sich:

  • die Verbindung von physischer Bewegung und auditiver Rückmeldung
  • der Wechsel zwischen Input, Hands-on-Experiment und Reflexion
  • die Peer-to-Peer-Struktur beim Aufbau und Debugging der Setups

Herausfordernd war die Koordination verschiedener Geräte und Betriebssysteme – hier erwiesen sich eine gute technische Vorbereitung und das betreute Miro-Board als zentrale Unterstützung.

Abschlussrunde

Fazit

Die Workshops Sound in Motion verdeutlichten, wie durch die gezielte Öffnung interaktiver Systeme ein neues Feld künstlerischer Bewegungssprache erschlossen werden kann. Die Verbindung von körperlichem Ausdruck und klanglicher Rückkopplung schuf ein Lernumfeld, das weit über die reine Vermittlung technischer Fähigkeiten hinausging. Gerade die Projekte der Studierenden zeigten, wie sich durch Bewegungssensoren, Kontaktmikrofone und performative Strategien individuelle klangliche Identitäten formen lassen – ein Zusammenspiel von Gestik, Sound und persönlichem Ausdruck. Die „Research Topics“ erwiesen sich dabei als wertvolles Werkzeug, das diesen Prozess unterstützte und in zukünftigen Durchläufen weiterentwickelt werden kann.

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