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Kurzes Workshop-Dokumentationsvideo
Einführung in den Workshop durch Fang Tsai
Erklärung von Widerstand und der Nutzung eines Multimeters zur Messung von Sensoren
Erklärung von Widerstand und der Nutzung eines Multimeters zur Messung von Sensoren
Demonstration der Nutzung einer I-Cord-Maschine zum Stricken eines I-Cords
Magdalena Kohler erklärt einfache Häkeltechniken
Magdalena Kohler zeigt verschiedene Textilien und erläutert die unterschiedlichen Materialien.
Prof. Alberto de Campo erklärt, wie ein Signal mit NTMI verbunden wird und wie das System funktioniert.
Sensorhandschuh einer Teilnehmerin steuert Klang in der Software Max 9.
Teilnehmer nutzt NTMI in SuperCollider, um Klänge mit selbstgebautem Mechanismus zu erzeugen.
Armband eines Teilnehmers, das mit Max 9 Patches interagiert.
Fingerband eines Teilnehmers, der Signale an TouchDesigner sendet, um visuelle Effekte zu steuern.

Elastic Electronic: Soft Sensors Workshop mit leitfähigen Textilien und Soft-Sensoren für Klang, Bewegung und Performance

Wann

20./21.  August 2025, 11:00–16:30

Wo

Design & Computation Studio, TU Berlin, Straße des 17. Juni

Lehrende

Fang Tsai

Art/Umfang

Zweitägiger Workshop

Input

Magdalena Kohler

Studierende / Studiengänge

Transdisziplinär mit Studierenden aus Visueller Kommunikation, Tanz, Produktdesign, Sound Studies, Bildende Kunst

Beteiligung InKüLe

Konzeption, Leitung, technische Unterstützung und zusätzliche Beratung von Studierenden nach dem Workshop

Text

Sabine Huschka, Fang Tsai

Textilien, handwerkliche Techniken und Signalverarbeitung verbinden

Mit dem zweitägigen Workshop widmete sich InKüLe der Verbindung von Textil, Elektronik und Klang, um mit leitfähigen Materialien und selbstgebauten Soft-Sensoren körperliche Bewegung, Berührung und Dehnung als Eingabesignale für Klang- und Performanceprozesse zu erforschen. Das Format richtete sich an Studierende verschiedener Fachrichtungen – von Visueller Kommunikation über Produktdesign und Sound Studies bis hin zu Bildender Kunst.  

Textile Sensorik erleben: Elektronik zum Anfassen

Der Workshop begann mit grundlegenden Experimenten zur Elektrizität – dem Verständnis von Spannung, Widerstand und Leitfähigkeit – bevor die praktische Arbeit mit Textilien einsetzte. Verschiedene handgefertigte Textilsensoren dienten als Beispiele, um zu zeigen, wie äußere Einflüsse etwa durch Druck oder Dehnung den Widerstand in Textilien mit piezoresistiven Eigenschaften verändern. Der Widerstand wurde in Echtzeit mit einem Multimeter gemessen, über eine Kamera live erfasst und auf einem großen Monitor im Raum visualisiert.

Hands-on Phase: Greifen, Spüren, Verbinden

Die Teilnehmenden suchten sich verschiedene Techniken wie Nähen, Häkeln oder Stricken mit der I-Cord-Maschine aus und erstellten zudem eigene Sensoren, indem sie leitfähige Fasern in flexible Stoffe einnähten, bestickten oder einstrickten. Diese weichen Sensoren erfassten Druck- und Dehnungsveränderungen und wandelten taktile Bewegungen in elektrische Signale um. Indem die digitale Interaktion in handwerkliche Arbeit eingebettet wurde, erfuhren die Teilnehmenden Elektronik als etwas Greifbares und Verkörpertes – als reaktives Material statt als verborgenen Mechanismus.

Eigenschaften von Stricktextilien und Herstellung von Garnen und Fäden

Input von Magdalena Kohler

Nach einer einführenden Runde präsentierte Magdalena Kohler, wissenschaftliche Mitarbeiterin im EU-Projekt STELEC sowie Doktorandin mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Recyclingprozesse, verschiedene Strickmuster und deren Einfluss auf die Dehnbarkeit von Textilien. Hierzu erläuterte sie die Herstellung unterschiedlicher Fäden und Garne: Natürliche Materialien wie Wolle und Baumwolle werden in ihrer ursprünglichen Länge genutzt und besitzen spezifische physikalische Eigenschaften. Synthetische Materialien wie Polyamid oder Polyester hingegen werden als Filamente extrudiert, auf die gewünschte Länge zugeschnitten und können mit Naturfasern kombiniert werden. Abschließend stellte sie eine Auswahl leitfähiger Textilproben vor, die sie zu Demonstrationszwecken mitgebracht hatte.

Sensoren mit digitalen Schnittstellen verbinden

Verwendung von Arduino mit individuell gestalteter Erweiterungsplatine zur Signalaufnahme von handgefertigten Sensoren

Am zweiten Tag verbanden die Teilnehmenden ihre handgefertigten Textilsensoren mit Arduino-Mikrocontrollern unter Verwendung einer speziell entwickelten Erweiterungsplatine von Prof. Berit Greinke und Federico Visi aus dem Wearable-Computing-Programm der UdK Berlin. Diese basiert auf dem Prinzip eines Spannungsteilers (Voltage Divider), der die Spannung an einem Eingangspin relativ zur Masse misst und damit die Übersetzung des Widerstands zwischen zwei Punkten in messbare Signale ermöglicht.

Digitale Schnittstellen für textile Klangerzeugung

Sobald das Signal an das Arduino Nano 33 IoT übertragen wurde, konnte es kabellos an einen Computer gesendet werden. Den Teilnehmenden standen zwei Möglichkeiten zur Verfügung, um die Signale in Klang zu übersetzen: Die erste Option nutzte einen Max 9-Patch, entwickelt im Wearable-Computing-Programm. Dieser liest das eingehende Signal, stabilisiert es und ermöglicht das Hochladen einer Audiodatei. Zudem lassen sich verschiedene Signalstärken zu unterschiedlichen Klangparametern zuzuordnen. Anschließend werden maschinelle Lernverfahren eingesetzt, um Bewegungsübergänge zu interpretieren und in dynamische Klangausgaben zu übersetzen.

Die zweite Möglichkeit wurde von Prof. Alberto de Campo unterstützt, der ein Tutorial zur Nutzung des NTMI (Nontrivial Music Instrument)  mit Plugins in SuperCollider bereitstellte. NTMI ist eine Performance-Umgebung, die komplexe Klangprozesse über mehrere Schnittstellen hinweg intuitiv steuerbar macht. In diesem Setup dient das Arduino-Signal als eine der Eingabeschnittstellen und wird automatisch auf verschiedene Parameter abgebildet, abhängig von der gewählten Klangumgebung – wodurch ein reichhaltiges, dynamisches Hörerlebnis entsteht.

Mit diesen beiden Systemen konnten die Teilnehmenden unterschiedliche Klangformen und Interaktionsweisen mit ihren Textilien erkunden. Bewegungen und Gesten wurden hörbar und verwandelten taktile Signale in Live-Klang. Der Workshop setzte dabei weniger auf technische Präzision als auf spielerisches Experimentieren – die Teilnehmenden untersuchten, wie verschiedene textile Strukturen und Stichmuster das Signalverhalten beeinflussen und wie sich diese Signale auf klangliche Parameter abbilden lassen. Das Studio wurde zu einem Raum improvisierter Performances, in dem jede Geste subtile Veränderungen im Klang und in der Bedeutung erzeugte.

Lernen durch Experimentieren: Reflexionen über Material, Elektronik und Klang

Die Teilnehmenden konnten unabhängig von ihren Vorkenntnissen in Elektronik oder Programmierung aktiv arbeiten und wurden durch begleitete Arbeitsphasen sowie gemeinsame Reflexionsrunden unterstützt. Die Struktur des Workshops – von den physikalischen Grundlagen über die Materialarbeit bis zur digitalen Umsetzung – half, technische Hürden zu senken und den kreativen Prozess zu fördern. Dabei wurde deutlich, dass Fehler, Improvisation und das Verhalten der Materialien Teil des Lernprozesses sind – selbst Störungen im Signal wurden als interessanter Bestandteil des Experiments erfahrbar.

Von der Faser zum Klang: Wenn Textilien zu Stimmen werden

Am Ende des Workshops präsentierten die Studierenden eigene textile Sensorprototypen – von sensiblen Drucksensoren bis zu dehnbaren Strukturen, die ganze Körperbewegungen erfassten. Die Präsentationen zeigten, wie Textilien als Schnittstellen zwischen Körper, Technologie und Klang eingesetzt werden können. In der abschließenden Reflexion betonten viele Teilnehmende die Freude, ihre eigenen Kreationen hörbar werden zu lassen. Das Material diente als Medium, um analoge und digitale Erfahrungen zu verbinden: Elektronik erschien nicht länger abstrakt, sondern als etwas Greifbares und Verspieltes, das sich durch Nähen, Berühren und Bewegen erkunden lässt.

Videodokumentation einiger Präsentationen

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