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Is it possible to craft an educational format that will re-unite “the organic, the digital & the pedagogic?”

Tablets, papers & plant specimens coming together: Among others, the seminar explored the intersection of analogue and digital sketching.
Along the Einsteinufer: creating digital sketches of the plants & flowers that grow along the bank.
Ready for the next sketch: The E-Ink Onyx tablet can be used for digital sketching or reading under full sunshine.
Sketch created in the in the E-Ink tablets.
Scanning the Peonies: sample of volumetric (3D) video captured with the depth camera Kinect. © Daniel Hromada
Combining the technical and the artistic: laser-cut wood and interwoven threads formed the case for the Raspberry Pi platform, which was central for this experiment in Outdoor Online Learning. © Daniel Hromada
At Berlin’s Botanic Garden, last class of the seminar: The common excursions and the discussion-driven structure of the seminar created a warm community feeling between the students. © Daniel Hromada

Bildung Biodigitale

Wann

Sommer Semester 2022

Lehrende

Prof. Dr. Daniel Devatman Hromada, Digital Education Juniorprofessor (Einstein Center Digital Future / UdK)
Hyungjoong Kim, Mitarbeiter

Art/Umfang

Seminar (3 Std. pro/Woche)

Studierende/Studiengänge

alternierend 10 bis 15 Studierende aus den Studiengängen Architektur / Bildende Kunst  / Art & Media / MA Design & Computation

Beteiligung InKüLe

Technologische Ausstattung, finanzielle und administrative Unterstützung

Begleitet/reflektiert von

Maria Kyrou (Mediendidaktik)

Seminar-Thema

Im Rahmen des Studium Generale leitete Prof. Daniel Hromada zusammen mit seinem Mitarbeiter Hyung Joong Kim das Seminar Bildung Biodigitale, das eine ganzheitliche Perspektive auf Fragen biodigitaler Lernkulturen entwarf. Elemente naturwissenschaftlichen Wissens aus Biologie, Ökologie und Botanik wurden kritisch mit Elementen der Informationswissenschaften wie Informatik, Kybernetik und KI gegengelesen. Den Studierenden wurde hiermit ein „lebenszentriertes didaktisches Paket“ vermittelt. Thematisch kreiste das Seminar um Wissensmodelle der Pflanzenwelt. Einzelne Pflanzen – wie etwa die Rose – wurden etwa morphologisch, medizinisch mit Blick auf ihre Heilwirkung aber auch historisch-kulturell erkundet. Die divergenten Wissensanteile bildeten Ausgangspunkte für eine weitere gestalterische Reflektion der Pflanzen.

Das Besondere an dem Seminar aber war, dass ausschließlich im Freien gearbeitet wurde. Die Studierenden besuchten im Laufe des Sommers verschiedene Gärten Berlins. Transdisziplinäre Teams aus drei bis vier Studierenden experimentierten mit verschiedenen gestalterisch-zeichnerischen Praktiken und Medien. Zum Einsatz kamen modernste digitale Technologien (E-Ink-Tablets für digitale Skizzen im Freien, Tiefenkameras, holografische Displays), mit denen botanische Formen protokolliert wurden, zusammengeführt in digitale Herbarien. Auf dem Rundgang der UdK (Sommer 2022) wurden die studentischen Arbeiten als Abschlusspräsentationen ausgestellt, zu denen Hologramme, digitale und analoge Skizzen, Kräuteressenzen und echte Pflanzenexemplare gehörten.

Mediendidaktische Reflexion

Neben den faszinierenden Einblicken in die Morphologie und Kulturgeschichte der Pflanzen galt das Seminar dem experimentellen Online-Unterricht im Freien. Mit Verweis auf historische Schulungs- und Bildungsmodelle zur Wissensvermittlung im Freien führte Daniel Hromada etwa in die Bedeutung der peripatetischen Schule antiker Philosophie ein und stellte das Werk des tschechischen Philosophen und Pädagogen John Amos Comenius und sein lebensphilosophischen Entwurf zur Gartenkunst vor. Auch zeitgenössische Garteninitiativen von Berliner Kollektiven wurden reflektiert. Daneben vermittelte das Seminar Techniken des Umgangs mit Pflanzenexemplaren, etwa die phänomenologisch eidetische Reduktion des Anblicks, bei der der Betrachtende wesentliche Eigenschaften des beobachteten Objekts analysiert. Auf Grundlage dieser Beoabachtungstechniken experimentierten die Studierenden mit einer hybriden künstlerischen Praxis: digital auf E-Ink-Tablets skizzierten die Studierende Form und Gestalt der Pflnazen im Freien oder erprobten ein 3D-Scannen verschiedener Pflanzenformen.

Die künstlerische und theoretische Reflektion galt einem Aufmerken für den beobachtenden Blick, d.h. die Studierenden erfuhren Bedeutung und Funktion des eigenen beobachtenden Blicks und reflektierten die Vielschichtigkeit von Lernprozessen. Theorien und historisch künstlerische Praktiken erhielten eine Relevanz für das eigene Verstehen der Pflanzenwelt, vor allem hinsichtlich ihrer künstlersichen Reflexion über innovative Technologien und Medien, die im Seminar benutzt wurden.

Medientechnische Reflexion

Bildung Biodigitale stand im Zeichen einer mentalen und ethischen Bewusstwerdung über Anwendungsfragen von digitalen Medien. Wie lässt sich nachhaltig im digitalen Raum und mit ihren Werkzeugen arbeiten? Wie kann ich selber digitale Werkzeuge verändern und für mich anpassen? Um die Online-im-Freien-Konzeption des Seminars zu realisieren, also digital überhaupt in öffentlichen Gärten arbeiten zu können, wurde für das Seminar ein spezifisches Zusammenspiel von Hard- und Software entwickelt.

Grundlage der Kommunikation im Freien war ein webbasiertes digitales Tool namens teacher.js, das Daniel Hromada zusammen mit Frederic Brodbeck ganz nach dem Kriterium der Nachhaltigkeit entwickelt hat. Sowohl Bandbreite wie Stromverbrauch sind bei diesem Tool sehr niedrig. Als Hardware wurde hierfür eine Raspberry Pi 43-Plattform eingesetzt in Kombination mit einem 4G-Erweiterungsmodul für die mobile Datenverbindung. Das resultierende System hat die Vorteile, der Mobilität und eines geringen Stromverbrauvhs dank integrierter Solarzellen.

Für das Seminar wurde diese Hardware auf mehreren e-Ink Onyx Tablets installiert, die neben ihrem geringeren Stromverbrauch ebenso bei hellem Tageslicht verwendet werden können, ein wichtiges Kriterium für den Unterricht im Freien. Die Studierenden haben teacher.js vor allem dazu verwendet, ihre digitalen Pflanzenskizzen in einem Wikipedia-Archiv zu katalogisieren. Entstanden sind zwei verschiedene Arten digitaler Herbarien. Ein drittes digitales Herbarium wurde in Form von Hologrammen hinzugefügt. Mit der Tiefenkamera Kinect und der Software Depth Kit wurden 3-dimensionale Scans verschiedener botanischer Formen aufgenommen, um sie auf dem holografischen Display Looking Glass zu präsentieren. Der Vorteil eines solchen holografischen Displays gegenüber der Virtual- oder Augmented-Reality-Technologie besteht darin, dass ein einziges Gerät ausreicht, um einer größeren Gruppe von Personen gleichzeitig digitale 3D-Inhalte zu zeigen.

An Augmented Reality student project presenting the medieval Voynich manuscript, whose uncyphered code language is accompanied by cryptic plants illustrations. © Anastasia Almosova
UdK Rundgang, summer 2022: the seminar’s final presentation took the form of a curated exhibition were holograms, digital and analogue sketches, herbal essences, and real plant specimens co-created an inner hybrid garden. © Hyung Joong Kim